Reisebericht Toskana

Toskana unsere letzte Station

Heute geht es nun endlich weiter mit dem Reisebericht. Von Ligurien ging es in die Toskana. Das war keine allzu lange Fahrt und so haben wir die Hinfahrt gleich genutzt, um eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten zu besuchen und zu checken, ob denn der Turm noch steht. Die Rede ist von Pisa und seinem schiefen Turm. Man muss ja mal ehrlich zugeben, wenn heute ein Haus errichtet wird, was sich absenkt und in Schieflage gerät, dann wäre dies eine Bauruine und der Bauherr könnte sich festhalten, wenn über ihn die Welle von Klagen hereinbricht. Pisa hat genau dies zum Anziehungspunkt gemacht. Es ist aber auch beeindruckend, vor diesem schiefen Turm zu stehen. Hier konnte man nun auch zu genüge beobachten, wie diese zu millionenfach kusierenden Fotos mit Menschen entstehen, die den Turm versuchen abzustützen. Nein, hier gibt es kein solches Bild, sondern einfach schlicht den schiefen Turm von Pisa. Nach einem kleinen Bummel durch die Altstadt setzten wir unsere Fahrt fort.Reisebericht Toskana

Da dies ja mein erster Besuch in der Toskana war, hatte ich natürlich in meiner Vorstellung ein ganz bestimmtes Bild vor Augen und zwar eine hüglige Landschaft mit Weinreben und Zypressen, die wie auf einer Perlenkette aneinander gereiht mitten in der Landschaft stehen. Und genau danach hielt ich Ausschau. Es dauerte eine Weile und ich fing schon an zu quengeln, wo sind sie denn endlich, die Zypressen und dann tauchten sie auf und ich war begeistert. Ein weiter Blick ins Land über zum Teil goldgelbe Felder, Olivenplantagen, Weinreben und dazwischen majestätisch die Zypressen. Ich muss nicht erwähnen, dass wir auch hier abseits von Autobahnen unterwegs waren und so die Landschaft vollends in uns aufsaugen konnten.Reisebericht Toskana

Wir hatten uns hier ein Hotel in der Gegend von Chianti gesucht, was wenig Betten hatte aber dafür alle Vorzüge einer toskanischen Villa, dazu zählten alte Gemäuer eingebettet in einer hügligen Landschaft abseits des Ortes, die Zufahrt eine unbefestigte Straße umgeben von einem kleinen Bach. In seiner Ursprungsform war das Hotel früher eine alte Mühle, auf italienisch Ultimo Mulino so auch der Name des Hotels. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten nahmen wir uns eine Auszeit an dem kleinen Pool, den wir ganz für uns allein hatten. Da der Pool hier in der naturbelassenen Umgebung eingebettet war glitzerte er türkis in der Sonne und schien so ein Magnet für Schmetterlinge zu sein. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Schmetterlinge auf einen Haufen gesehen wie hier. Leider flogen einige dieser zarten Wesen so dicht über das Wasser, dass sie im Pool landeten. Und hier muss ich mein Karma extrem aufgebessert haben, denn ich war als Rettungsschwimmerin für die Schmetterlinge im Einsatz. Einer dieser Flattermänner hat es mir ganz besonders angetan. Am Rand des Pools in einem Busch hatte er sich in einem Spinnennetz verfangen und versuchte verkrampft sich zu befreien, was ihm dann nur mit meiner Hilfe gelang. An seinen Beinchen hatten sich aber die klebrigen Spinnweben festgehakt und so plumpste er nach seiner Befreiung nach kurzem Flug in den Pool. Hier fischte ich ihn vorsichtig mit meinem Badelatschen heraus, denn man darf die Flügel der Schmetterlinge nicht berühren, um das Chitin nicht zu entfernen. Danach war der Kleine jedenfalls völlig erschöpft und blieb auf meinem Handtuch sitzen. Nun wurde aus dem Schmetterlingsrettungsschwimmer der Schmetterlingssanitäter 🙂 Mein Schatz wollte mich auf das Schlimmste vorbereiten und meinte, dass er eventuell schon zu viel Chitin verloren hätte und wohl sterben würde. Nein, das wollte ich nicht hören. Und so nahm ich ihn unter die Lupe und sah, wie seine Füßchen noch immer mit Spinnenweben verklebt waren. Und so griff ich den Umständen geschuldet und mir fehlenden sterilisierten Operationsbesteckes zwei Grashalme und zog vorsichtig die Spinnweben ab. Er blieb danach wahrscheinlich noch unter Einwirkung des nicht vorhandenen Narkosemittels einige Zeit auf meinem Handtuch sitzen und dann geschah das Unglaubliche, er flog davon. Damit war sein Tag und auch meiner gerettet 🙂Reisebericht Toskana

An diesem Abend hatten wir uns im Hotelrestaurant einen Tisch reserviert und ließen den mit so vielen Erlebnissen und Eindrücken ersten Tag in der Toskana genüsslich ausklingen. Am nächsten Morgen nahmen wir unser Frühstück auf der Terrasse ein und machten Pläne für den Tag. Wir beschlossen nach Siena zu fahren. Siena ist eine unglaublich schöne Stadt. Der Piazza der Stadt ist berühmt für den jährlich zweimal hier stattfindenden Palio. Ein Pferderennen rund um den Piazza. Die Plätze hierfür sind kaum bezahlbar. Wir waren im Juni hier und die Zäune für das nächste Rennen waren schon angefahren. Ich muss zugeben, dass ich nicht scharf darauf bin, dieses Rennen mitzuerleben. Wir kletterten den Turm hinauf und hatten von hier einen Überblick über ganz Siena und darüber hinaus. Reisebericht Toskana

Danach schlenderten wir durch die Altstadt. Natürlich kehrten wir auch im Nanini ein und gönnten uns ein Eis. Ich nahm eine Kugel namens Bacio und das war wirklich unglaublich lecker, ob nun vergleichbar mit einem Kuss das lasse ich jetzt mal dahinstehen. Ein paar Mitbringsel der traditionellen Cantuccini landeten auch in unserer Tasche. Für eine kleine Zwischenmahlzeit machten wir später noch Rast in einer Osteria, wo ich einen lauwarmen Kartoffelsalat mit Sepien hatte…einfach köstlich.Reisebericht Toskana

Danach fuhren wir nach San Gimignano eine kleine Stadt oder eher Festung, denn der Kern der Stadt liegt auf einem kleinen Berg und ist von einer alten Stadtmauer umzäunt. Hier nahmen wir kurz Platz und verschnauften.Reisebericht Toskana

Wir schlenderten anschließend noch durch die kleinen Gassen mit netten Restaurants und  Feinschmeckerläden bevor wir uns auf die Rückfahrt Richtung Hotel machten. Hierzu wählten wir eine andere Route um so viel wie möglich von der Gegend in uns aufzusaugen. Das machte hungrig und so kehrten wir noch in einem Landgasthaus ein. Eine Spezialität der Toskana ist Kaninchen, welches wir hier bestellten und waren mit dieser Wahl mehr als zufrieden. Butterzartes Fleisch gefüllt mit einer Wurst… begleitet von einem, na was wohl einem Chianti, schließlich waren wir im Weinanbaugebiet des Chianti. Und so neigte sich der zweite Tag in der Toskana dem Ende.

Nach zwei Tagen Sightseeing stand uns heute der Sinn nach Ruhe und Natur pur und so hatte ich mich schon vor unserer Reise schlau gemacht und auf der Liste der zu besuchenden Stätten stand noch ganz oben La Maremma. Das ist ein riesiger Naturpark und Natur kann man hier wörtlich nehmen. Er ist weitläufig eingezäunt aber ansonsten naturbelassen und endet am Meer und das war unser Ziel. Die Fahrt durch den Park war einzigartig. Es gab links und rechts riesige Ranchen mit Pferden und Rindern und hier waren noch richtige Cowboys unterwegs. Reisebericht Toskana

Reisebericht ToskanaAm Meer angekommen stockte uns der Atem. Das nannten wir mal einen Naturstrand. An dem Tag war es heiß und windig. Das Meer wartete mit Riesenwellen, die sich in dem weißen feinen Sandstrand ergossen, der mit Treibholz übersät war, dahinter schloss sich die Maremma mit wildem Baumwuchs an. Ein Paradies auf Erden. Wir liefen den Strand etwas entlang und die Menschen verteilten sich hier weitläufig, so dass man wirklich ungestört ein Plätzchen finden konnte. Zudem gab es hier keine aufgereihten Liegen und Sonnenschirme, vielmehr nutzte man die Natur und so waren hier unzählige kleine Hütten aus Treibholz entstanden, die man mit Handtüchern oder Decken bespannen konnte und so genügend Schutz vor der Sonne hatte. Reisebericht Toskana

Nachdem wir unsere erste Hütte bezogen hatten stürzten wir uns in die Fluten, das war einfach nur göttlich. Während in meinem Schatz das Kind wieder erwachte und er mit den Wellen spielte zog ich von Hütte 1, die mittlerweile unter Wasser stand in Hütte 2 mit einem großen offenen Wohn- und Essbereich 😉 Reisebericht Toskana

Dann fing ich mir an Gedanken zu machen, ob und wenn ja wie viel von diesem Treibholz ich wohl mit nach Hause nehmen konnte. Ich bin eben ein alter Holzwurm und hier war ich quasi im Schlaraffenland. Und so stappelte ich neben unserer Hütte schon einige von den hübschen Hölzern, immer auch einen Blick zu dem im Wasser spielendem „Kind“ und dann plötzlich bemerkte ich Mister Reineke neben unserer Hütte, wie er sein Näschen in den Wind hielt und anscheinend auch eine frische Meeresbrise aufsog. Ja, wir waren hier vollends in der Natur und obwohl wir beide keine Sonnenanbeter und den ganzen Tag am Strand Lieger sind, so hielten wir es hier den ganzen Tag aus.Fuchs

Natürlich waren wir nach so einem Planschtag ziemlich hungrig und so fuhren wir gar nicht erst ins Hotel, sondern hielten in dem kleinen Ort Radda und nahmen auf der Terrasse einer Trattoria Platz. Wir bestellten typisch italienisch, d.h. 4 Gänge, angefangen mit Antipasti, Primo Piatto, Secondo Piatto und Dolci. Es war so lecker und wir waren so was von satt.Reisebericht Toskana

Am letzten Tag ging es nach Florenz. Eine wirklich schöne Stadt aber voller Touristen. Also reihten wir uns ein und bewunderten die Sehenswürdigkeiten. Irgendwie auch ganz schön grausam die Zeit früher um Michelangelo. Reisebericht Toskana

Aber die älteste Brücke über den Arno, die  Ponto Vecchio ist wirklich bezaubernd und versöhnt mit dem grausamen Intermezzo und lädt zum Verweilen ein. Für mich der schönste Platz in Florenz.Reisebericht Toskana

Und so ging ein weiterer Tag zu Ende und wir fuhren zurück Richtung Hotel vorbei an herrlichen Blumenwiesen. Reisebericht Toskana

Am Abend ließen wir uns hinreißen von einem Restaurant mit herrlichem Ausblick über die Weinberge. Tja, leider eine Tourifalle, irgendwie schaffen wir es jährlich einmal hineinzutappen. Das vielversprechende Menü ließ leider sehr schnell federn. Ich hatte als Primo Piatto eine Lasagne. Sie sah wunderschön aus, war aber kalt! Ich ließ sie also zurückgehen und bekam sie kurze Zeit später wieder, offensichtlich in der Mikrowelle aufgewärmt, was dazu führte, dass sie immer noch nicht warm war aber die Teigplatten nun hart waren. Da das unser letzter Abend war beschlossen wir ihn uns nicht mit schlechtem Essen zu verderben und wechselten nach dieser Enttäuschung die Location und zwar zur kleinen Pizzeria gegenüber. Hier war der Ausblick nicht so schön aber es war eine einfache aber ehrliche Küche und so schliefen wir später glücklich und zufrieden ein und traten am nächsten Tag unsere Heimfahrt an. Im Gepäck diesmal etwas Treibholz 🙂 und viele schöne Eindrücke und Erinnerungen.

Ach ja Urlaub ist doch etwas wunderbares, nicht wahr?

Eure Doreen

Hier findet ihr die anderen Stationen unserer Reise:

Roadstertoure durch die Rhone Alpes (1. Teil)

Reise an die Côte d’Azur (2. Teil)

Ligurien und Cinque Terre (3. Teil)

 

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5 Gedanken zu „Toskana unsere letzte Station“

  1. Hallo Doreen,

    heute habe ich mit großer Freude Deine Folge von Eurer Reise gelesen. Sehr eindrucksvoll beschrieben, und mit den
    liebenswerten Schilderrungen der Landschaft sowie die
    Einlage der Rettung und Beobachtung von Tieren. Das hat
    mir sehr gut gefallen. Da war ich in Gedanken mit dabei.
    Recht herzliche Grüße
    Lene.

  2. Liebe Lene,
    ach ja, die Reise liegt ja nun schon einige Monate zurück und so habe ich mich bei dem derzeit regnerischem Wetter da draußen gerne noch einmal zurück versetzt. Erinnerungen an so eine Reise sind doch etwas Schönes und schön, wenn ich dich damit gedanklich mitnehmen konnte.
    Liebe Grüße
    Doreen

  3. Liebe Doreen,
    nun habe ich mir endlich etwas Zeit genommen und mir deinen grandiosen Reisebericht von der Toskana durchgelesen bzw förmlich in mir aufgesogen! Am liebsten würde ich nun die Koffer packen und einfach wieder losdüsen. Habe gleich erstmal Lotto gespielt ;). Du bist die wahre Heldin der Schmetterlinge! Sooo süß! Aber mir wäre es auch nicht anderes gegangen. Muss auch immer alle möglichen Tiere retten. Mein Toskana Urlaub ist zwar bestimmt schon 6 oder 7 Jahre her, aber ich kann mich noch an jedes Detail erinnern und ich fand es damals auch wunderschön dort! In Florenz gibt es übrigens einen ganz tollen Park nahe der City, wo sich kein einziger Tourist tummelt. Das habe ich dort sehr genossen. Und die Brücke ist wirklich toll! Und das kleine süße Hotel erst! Och Mensch, habe gerade so ein Fernweh….
    Danke für diesen tollen Bericht!
    Liebe Grüße,
    Nadine

  4. Oh, vielen Dank liebe Nadine. Es freut mich, wenn ich dich mit meiner Schmetterlingsgeschichte und dem Bericht begeistern und auch etwas Urlaubsfeeling zaubern konnte. Ich würde auch gleich wieder die Koffer packen können und noch weiter in den Süden entschwinden…aber gut das geht im Moment nicht und so sind die Erinnerungen doch etwas Schönes.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
    Doreen

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