Ich kann es gar nicht glauben aber der Urlaub liegt nun schon wieder Wochen zurück und den Bericht hier wollte ich schon lange fertig haben. Aber so nach ein paar Wochen ist es auch nicht schlecht, denn so werden die Urlaubserinnerungen gleich mal wieder aufgefrischt.
Vorweg es war ein toller Trip. 3500 km haben wir absolviert und mindestens ebenso viele Eindrücke erlebt. Die An- und Abreise war etwas beschwerlich aber so etwas wird dann schnell vergessen, stehen dem doch so viele schöne Tage gegenüber.
Gestartet sind wir in Berlin in Richtung München, nach zwei Autobahnvollsperrungen dort nach 9 Stunden angekommen. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an meine liebe Freundin Petra, die uns zu später Stunde dann noch so herzlich empfangen hat.
Von München ging es dann in Richtung Italien, Ziel war der Stelvio. Erwähnte ich eigentlich schon, dass mein Schatz so eine kleine Macke namens Lotus hat. Wir waren eben mit diesem Lotus auf Reisen. Für alle, die nicht wissen, was es damit auf sich hat. So ein Lotus hat einen Kofferraum in Größe eines Handschuhfachs. Er hat keine Rückbank und da das Handschuhfach der Kofferraum ist, auch kein Handschuhfach oder eben keinen Kofferraum. Dass es schon Wochen vor der Reise immer wieder Diskussionen wegen des Gepäcks gab, sei hier nur angerissen. Aber ich sage Euch, ich bin ein Packwundergenie und so konnte ich letztlich erleichtert ins Auto steigen mit der Gewissheit genügend Schuhe, Kleider, Pullis, Hosen….im Handschuhfach dabei zu haben.
Erste Rast war bereits in Garmisch-Patenkirchen, hier kannte ich noch aus Skiurlauben einen Bäcker, der unsagbar viele verschiedene und ausgefallene Brötchensorten hatte. Was er nun auch im Sortiment hatte waren Hanftaler… Ich dachte mir so ein Hanftaler kann nicht schaden für den Fall der nächsten Vollsperrung. Aber alles Nepp, der Hanfkeks war nur ein harmloser Müslikeks 😉
Wir sind fortan meist nur Landstraßen gefahren und haben Autobahnen vermieden, so konnten wir wirklich die Landschaft genießen und sind an Orten gewesen, die so schön und beschaulich waren.
Unser Hotel Franzenshöhe lag bei Kehre 22 und wurde an diesem Wochenende zur Absteige für noch weitere von dieser Macke Lotus infizierte aber doch sehr lustige Burschen.
Hier oben war man weit weg von Großstadt, Trubel und Hektik. Hier herrschte klare (kalte) Luft, ein unsagbarer Blick auf die Passstraße, die Alpen und man war dem Himmel zum Greifen nah. Die einzigen Nachbarn hier sind Murmeltiere, die unzählige von Behausungen am Hang des Berges haben. Leider ist mir keines nah vor die Linse gekommen aber am Morgen beim Frühstück konnten wir sie in der Ferne beobachten, wie sie ebenfalls die letzten Sonnenstrahlen aufsogen, bevor sie dort Mitte Oktober in den Winterschlaf fallen.
Das Hotel war jetzt was die Zimmer betrifft nicht gerade komfortabel aber es hatte einen besonderen Charme, zum einen durch ein Kaminzimmer und zum anderen durch das Essen was in großer geselliger Runde eingenommen wurde und unsagbar lecker und leider auch üppig war, was den Aufenthalt immens aufwertete. Es waren schöne Tage!
Am nächsten Tag ging es dann hinauf auf den Pass. Hier am 13. September eines jeden Jahres treffen sich diejenigen, die alle eins gemeinsam haben, sie fahren gern mit einem Auto, was ein Handschuhfach als Kofferraum hat 😉
Hier oben herrschten dann schon eisige Temperaturen und die ersten Skifahrer waren auch bereits vor Ort. Nach kurzem Gruppenfoto der bunten Macken, ging es auf der anderen Seite hinunter in Richtung Livigno, ein kleines italienisches Städtchen, in dem man übrigens zollfrei einkaufen kann. Aufgrund des überfüllten Handschuhfachs machte ich einen Bogen um die Läden und begnügte mich mit einem Gelato in der hier warmen Sonne.
Danach fuhren wir zurück in Richtung Stelvio Pass und statteten zuvor dem Städtchen Bormio noch einen Besuch ab.
Pünktlich zur Einnahme des Abendmahls waren wir wieder auf Kehre 22 angekommen. Man traf sich im Kaminzimmer und tauschte ein paar Kehrenerlebnisse aus und die Wirtin des Hauses ging bereits mit kleinen Häppchen aus der Küche in Form von frisch gebackenem Foccaciabrot herum, dann ging man zu Tisch, bediente sich am Salatbuffet vom Feinsten, als Vorspeise gab es dann ein Süppchen mit Meeresfrüchten, gefolgt von einem Stück Lasagne, was weiter als Vorspeise galt aber nicht unbedingt viel Platz lies für die sodann noch kommende riesengroße geschmorte Schweinshaxe und zu guter Letzt Tiramisu. Egal, ob da noch Platz war, die musste noch sein.
Der nächste Morgen lachte mit Sonnenschein und wir trafen uns bei einem leckeren Frühstück vor dem Berg. Danach war allgemeines Aufbrechen, für die meisten ging es nach Hause, für uns ging es weiter zum Gardasee.
Die Fahrt dorthin führte uns noch über weitere Pässe. Der Blick ist einfach unbeschreiblich und konnte nur ansatzweise in Bildern eingefangen werden.
Ich muss bereits an dieser Stelle sagen, dass die Fahrt durch abgelegene Straßen und Orte und die Begegnungen mit der Natur bei mir so tiefe Eindrücke hinterlassen haben, dass ich am Überlegen bin, wo der nächste Tripp dieser Art wohl hingehen kann. Vielleicht habt Ihr ja Vorschläge?Unser Ziel am Gardasee war Limone. Eine alte Stadt umringt von den Dolomiten und dem Gardasee. Das Hotel leider ein Reinfall und nach Einnahme des ersten Abendessens war klar, hier haben wir zum letzten Mal gespeist. Am nächsten Tag haben wir die Gegend um den Gardasee etwas erkundet und sind auf gewolltem Umweg zum Lago di Ledro gefahren, auf dem Weg sind uns einige Tiere begegnet und wir haben in einem Stausee eine geflutete Stadt entdeckt.
In der Altstadt von Limone haben wir uns am Abend in einer kleinen Trattoria eine Pizza servieren lassen, welche auch samt dem angebotenen Hauswein und dem Lemoncheesecake sehr gut und lecker war. Am nächsten Tag haben wir uns ein Motorboot ausgeliehen und haben uns die Orte Malcesine und Limone vom Wasser angesehen.
Am Abend folgten wir der Empfehlung eines Lotus-infizierten-Stelvio-Pass-erfahrenen-Christoph. Die Fahrt dorthin beschrieb er als romantisch. Ja, das war sie. Die Fahrt führt durch enge Felsspalten hinauf. Die Straße ist übrigens für Busse und LKWs nicht zugelassen und an einer Passage so schmal, dass sie mit Ampelschaltung geregelt wird, um Gegenverkehr zu vermeiden. Angekommen oben im Hotel mit dem Namen, was hier gleichzeitig Programm ist: Panorama. Man sitzt auf einer Terrasse und zu Füssen in geschätzten 300 Metern Tiefe der Gardasee. Das Essen ein Gedicht. Selbstgemachte Nudeln und andere Spezialitäten, die auch preislich sehr günstig sind.
Das Ziel für die nächsten 2 Tage war Ettlingen. Die Fahrt führte durch Südtirol mit unzähligen Apfel- und Weinplantagen.
Zwischenstopp am Bodensee für eine Nacht war ein kleines urgemütliches Gasthaus mit deftiger Küche und einem spritzigen Hugo.
In Ettlingen bezogen wir fürstlich unser Zimmer im Hotel Erbprinz. Hier sollten wir die nächsten 2 1/2 Tage so richtig verwöhnt werden. Das Hotel lies keine Wünsche offen. Die Tage standen bei uns voll unter der Rubrik “Wellness und Schlemmen”. Am Abend hatten wir bereits eine Weinprobe im Hotel gebucht. Die Weinprobe war eher ein Weinseminar und der Sommelier machte seine Aufgabe gut. Er erklärte die Weine so, dass ich – als “derzeit” noch unqualifizierte Weinverkosterin in der ersten Runde die Weine anhand seiner Beschreibungen herausschmeckte. Ich war/bin mächtig stolz, denn anders als die Wurzeln meines Schatzes sind meine Wurzeln auf brandenburgischem Sand gewachsen und Wein trinke ich gern aber Ahnung habe ich leider keine. Dazu kamen immer wieder leckere Häppchen aus der Küche, die in diesem Haus auch einen Michelinstern hat.
Am nächsten faulen Tag mit kurzem Ausflug in den sehr netten Altstadtkern wartete am Abend ein 4-Gänge-Sterne-Menü auf uns. Den Abend verbrachten bzw. genossen wir zusammen mit unserem Freund Kay. Wir haben uns jeden Gang auf der Zunge zergehen lassen:
Danach wollten die Herren es sich nicht entgehen lassen mit einem good old Whisky die Kehle zu ölen. Ich begnügte mich mit einem Espresso. Wir fielen am Abend glücklich und satt in unser fürstliches Bett. Den Aufenthalt im Erbprinz haben wir sehr genossen.
Die Fahrt ging nun weiter in die Heimat von Uwe (=Schatz). Ein Abstecher in die Weiler Hütte lies er sich nicht entgehen bevor es an die leckere Kaffeetafel bei seiner Mum ging. Am Abend hatten wir uns im Landhaus Feckl einquartiert und durften noch ein Menü einer Michelin-Sterne-Küche probieren. Nobel geht die Welt zu Grunde 😉
Mein Fazit dort leider etwas ernüchternd. Ich hatte ein vegetarisches Menü gewählt, was sehr verheißungsvoll klang jedoch begleitet von einem Schäumchen auf fast jeden Gang dann eher langweilig wurde. Uwe war mit seinem Low-Carb-Menü dagegen sehr zufrieden.
Nun ging es auch schon auf zu unserer letzten Etappe, die uns ins Elsass führte. Erste Station Colmar. Wir haben wohl irgendwie die Einfahrt über eine Industriestraße erwischt, jedenfalls war der erste Eindruck begleitet vom bereits den ganzen Tag anhaltenden Regen, trüb. Das Auto abgestellt liefen wir in die Altstadt und nun bot sich uns plötzlich ein ganz anderes Colmar, eine wunderschöne, märchenhaft verzauberte Stadt, die selbst bei grauem Wetter Spaß macht. Also die Franzosen haben auch lustige FahrzeugeIch mag jetzt nicht sagen, ob man hier mehr Gepäck befördern kann als im Handschuhfach 😉 Zurück zum Auto wurde uns ganz groß der Herbst präsentiertWir hatten Glück, ein paar Blätter mehr und wir hätten es nicht wiedergefunden.
Nun fuhren wir zu unserem Hotel, welches in dem kleinen Städtchen Ribeauvillé lag. War ich schon von Colmar begeistert, so war ich nun nur noch verzückt. Unser Hotel direkt am Rathausmarkt mit Blick auf die Burg, umgeben von Gassen mit kleinen Bistros, Patisserien, Weinläden…ein Traum.
Hier wäre ich gern noch einige Tage länger geblieben. Am Abend hatten wir beide mächtig Appetit auf etwas Deftiges und so gingen wir in ein kleines Bistro, in der Luft hier lag der Geruch von dem hier bekannten Munsterkäse. Daran hatte man sich schnell gewöhnt und er wurde von uns auch als “Nachspeise” bestellt und war herzhaft und gut. Vorweg gab es für Uwe Baeckoeffe und für mich eine Tarte Flambée, beides typische elsässische Küche dazu ein Glas Pinot Blanc.
Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn der Lotus wollte ausgeritten werden. Uwe hatte sich mit Freunden (klick) in Anneau du Rhin zum Autorennen angemeldet. Ich habe mich überreden lassen den Vormittag mitzugehen und Fotos zu schießen. Gesagt, getan.
Mittags fuhr ich dann noch einmal nach Colmar und schlenderte bei Sonnenschein durch die Gassen und konnte mich gar nicht entscheiden in welche Patisserie ich einkehre.
Ich habe mich gefühlt wie im Schlaraffenland. Ich bin allerdings noch nicht hinter das Geheimnis gekommen, warum die Franzosen nicht allesamt übergewichtig sind oder sind sie gegen Patisserien, Crepperien, Bistros etc. geimpft?
Am nächsten Tag ging es dann nach Hause. Dem Herbst im Rücken und mit viel Gepäck sowohl im Handschuhfach als auch in Form von schönen Erinnerungen in uns.
Und zu Hause angekommen präsentierte ich stolz, was ich noch alles im Handschuhfach verstaut hatte.
So haben wir noch länger was von dem wunderschönen Urlaub 🙂
Guten Morgen liebe Doreen,
mit vielen Schmunzlern und lautem Lachen habe ich deinen Bericht gelesen (…”Gruppenfoto der bunten Macken”…) und bin total begeistern von den vielen tollen Fotos eurer Reise. Da bekommt man gleich Lust, sich auf den Weg dorthin zu machen.
Liebe Grüße,
Alexandra
Liebe Alexandra,
wie schön, wenn ich dich mit dem Beitrag zum Schmunzeln und Lachen gebracht habe, ich selbst musste auch schon beim Schreiben schmunzeln und auch Uwe konnte über die “Macken” lachen. Ja, ich muss wirklich sagen, trotz aller vorherigen Bedenken, war es eine super Reise und ich kann so einen Tripp wärmstens empfehlen.
Sei ganz lieb gegrüßt
Liebe Doreen!
Habe heute Morgen mit viel Interesse Deinen humorvollen und interessante Reiseschilderung gelesen. Du hast eine besondere Begabung die pikanten Begebenheiten zu schildern. Auch die schönen stimmungsvollen Fotos passen jeweils zu dem Reisebericht sehr gut dazu!
Da hätte ich auch wieder Lust zu Verreisen!
Werde weiterhin alles was Du schreibst verfolgen.
Liebe Grüße auch an Uwe!
L. Vollmer
Liebe Lene,
du motivierst mich mit deinen lieben Worten ja auch weiterzumachen. Vielen Dank!
Es ist nicht ganz einfach gewesen eine Auswahl von den vielen Fotos zu treffen und auch bzgl. der Schilderung hier nur eine kleine Auswahl wiederzugeben, um den Bericht nicht endlos in die Länge zu ziehen. Dennoch gibt er ganz gut das Erlebte wieder und es ist schön, wenn ich dies an dieser Stelle mit anderen, wie auch dir, teilen kann.
Liebe Grüße auch von Uwe
Doreen
Liebe Doreen,
ich bin total begeistert über deinen gesamten Blog. In allem erkennt man dich wieder, ausgestattet mit Professionalität, edlem Geschmack (Bilder wie Rezepte) und die Liebe zum Detail und natürlich der Sinn für den Humor – den ich schon immer an dir zu schätzen wusste.
Ich werde mir auch garantiert etwas rauspicken zum Nachkochen oder -backen.
Liebe Grüße – deine Lore
Liebe Lore,
vielen lieben Dank für deine lieben Worte. Du weißt, wie sehr ich gerade deine Meinung schätze, nicht alleine deshalb, weil du meine älteste (nicht vom Alter ;-)) Freundin bist, auch, weil du meinen Humor immer verstanden hast und aus 1000 anderen Gründen. Danke!
Liebe Grüße deine
Doreen